Notiz zu Touki bouki von Djibril Diop Mambéty

Das Vieh und sein Leid haben schon oft als Metapher für die Unfreiheit der Menschen gedient. Rinder bieten sich dabei besonders an, weil sie (im Gegensatz zu Schafen oder Ziegen zum Beispiel) in die Kamera schauen. In Touki bouki gibt es solche Risse in der vierten Wand freilich nicht, aber es gibt N’Dama-Rinder zu Beginn und am Ende des Films (und ein Horn, das auf einem Motorrad mit den Protagonisten reist) und das anhaltende Gefühl, dass der Film einen anblickt.

Gezeigt wird ein scheinbares und durchaus surrealistisches Roadmovie als Fluchtversuch eines Liebespaars. Hinaus aus diesem Senegal und nach (so verkünden zwei nervtötende Chansons) Paris. Nur Schein ist die Reise aus mehreren Gründen. Einmal, weil sie ein Vorwand für den Filmemacher ist, den Senegal zu zeigen und auch, weil ihr Ziel, so merkt man zumindest teilweise, eine Illusion ist. Paris gibt es gar nicht, zumindest nicht für Senegalesen.

Da man als Westeuropäer geübt ist in Ignoranz, kann ich nur stümperhaft versuchen zu beschreiben, was man vom Senegal sieht: Die Außenseiter in dieser Gesellschaft leben mit den Krähen, Geld ist wichtiger, wenn man es nicht hat, es gibt gerade Straßen, die Klassenunterschiede werden auch mit Sprachunterschieden markiert, man lebt so in den Tag hinein, das Meer lässt die Menschen träumen, Polizisten benehmen sich oft lächerlich, viele Menschen haben Angst vor ihrem nächsten Schritt, man drückt sich musikalisch aus und ein wenig Blut bleibt auf der Straße zurück, von wo es langsam in die Erde sickert.